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Silvia Ernst wird Medizinische Direktorin am HAS

Anfangs September dieses Jahres hat Silvia Ernst nach intensiver Vorbereitung Rolf Maibach als Medizinische Direktorin am HAS abgelöst. Sie wurde vom Personal sehr herzlich aufgenommen und erkannte rasch die Komplexität dieser einzigartigen Institution.  Wer hätte aber gedacht, dass sie am 20. Oktober knapp 1 ½ Monate später mit einer ungeheuren Katastrophe, der Cholera, konfrontiert würde. Die Cholera war in den Reisfeldern des Artibonite Tal, sozusagen vor der Haustüre des HAS ausgebrochen. Aber Silvia hat zusammen mit ihren Ärzten, Pflegefachleuten und administrativen Kräften auch diese Herausforderung gemeistert: In der kürzest möglichen Zeit wurde die korrekte bakteriologische Diagnose (Vibrio cholerae O1) dieser anfangs noch unklaren Krankheit gestellt, wurden zwei vom übrigen Spital abgetrennte Cholera Abteilungen für Erwachsene und Kinder geschaffen, um das restliche Spital vor der Verseuchung zu schützen und weiterhin als Referenzspital im Artibonite führen zu können und es wurden Programme zur Prophylaxe und Früherfassung der Krankheit in der Peripherie ausgearbeitet. Während sich die Cholera leider auf ganz Haiti ausbreiten konnte, sind die Zahlen im Artibonite rückläufig, auch wenn nun besonders schwere erkrankte Menschen aus den Bergen auf Brettern und ausgehängten Türen ins Spital gebracht werden.

Lesen Sie den eindrücklichen Bericht von Dr. Silvia Ernst vor ihrem kurzen Weihnachtsurlaub in der Schweiz:

"Morgen fliege ich für die Weihnachtsferien zurück in die Schweiz – nach 4 Monaten Haiti und mit vielen schönen und interessanten und auch einigen bedrückenden Eindrücken, aber mit einer doch sehr positiven Bilanz. Auch wenn es nicht immer ganz einfach war, insbesondere zu Beginn der Cholera-Epidemie, habe ich viele gute Erfahrungen gesammelt und konnte immer auf Unterstützung vom Team hier und auch von den Ratgebern in der Schweiz zählen. Besonders beeindruckt hat mich die sehr offene Art der Haitianer, die trotz all der Schicksalsschläge ihren Humor nicht verloren haben, und auch die Hoffnung nicht. Ich glaube, dass nicht viele von uns diese stetige Unsicherheit durch drohende Naturkatastrophen (Hurrikans, Erdbeben) und die politische Instabilität so gut verkraften würden wie die Haitianer und nach jedem erneuten Rückschlag wieder die Kraft aufbringen würden, einmal mehr wieder von vorne zu beginnen. Den meisten Leuten hier bleibt gar nicht viel anders übrig, denn sie haben keine Alternative. Die meisten, die die Möglichkeit haben, das Land zu verlassen, machen das auch, was zu einem grossen "Braindrain" führt, was wir gerade auch bei den Aerzten beobachten. Es ist einerseits verständlich, da jeder für seine Familie das Beste möchte und seinen Kindern eine bessere Zukunft als Haiti es bieten kann ermöglichen will. Doch für das Land ist es ein grosser Verlust, da somit alles eigene Knowhow verloren geht und es sich so erst recht nicht weiterentwickeln kann und somit der Teufelskreis erhalten bleibt. Eine Lösung ist schwierig und kann sicher nicht von heute auf morgen erwartet werden, aber es ist auch an der internationalen Gemeinschaft zusammen mit der Regierung nach Auswegen zu suchen, ohne dabei nur an eigene Interessen zu denken und sich in Konkurrenzkämpfen unter den verschiedenen Organisationen zu verstricken. Zu oft noch arbeiten die vielen NGO's für sich alleine und versuchen nicht, gemeinsam eine wirkungsvolle Strategie auszuarbeiten, so dass langfristig keine treibende Kraft entstehen kann. Es gehört also nicht nur ein Umdenken auf Regierungsebene dazu, sondern genau so wichtig bei all den Helfern im Lande..."

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